Ob nun die Japaner, Chinesen, Griechen, Römer oder Araber die Teigwaren erfunden haben, ist immer noch ein Geheimnis. Interessant ist aber, welche Teigwarenküche sich im Laufe der Zeit wie entwickelt hat. Eines ist jedenfalls sicher: Beliebt sind sie überall!
Die Geschichte gibt uns folgende Anhaltspunkte:
• 3500 v. Chr. erwähnen japanische Kochbücher Teigwaren, die aus Reismehl zubereitet werden können.
• Aus dem Jahr 3000 v. Chr. stammt das Rezept eines chinesischen Kochs, in dem die Rede von einer Minestra ist, zu deren Zutaten eine Art «Fideli» gehören.
• In Italien wurden Teigwaren durch Marco Polo um 1300 bekannt. Doch bereits die Etrusker, die zwischen dem 7. und 4. Jahrhundert v. Chr. in Italien eine kulturelle Blüte erlebten, stellten Teigwaren her. Davon zeugt die Inschrift auf einem etruskischen Grabstein in Cerveteri, einem Ort nordwestlich von Rom. Die Inschrift weist auf «lagane» hin und erwähnt Utensilien, die man für die Zubereitung dieser frühen Teigwaren brauchte.
• Verschiedene in Italien gebräuchliche Namen für Teigwaren haben einen griechischen Ursprung. So stammt zum Beispiel «laganum», was Nudeln heisst, vom griechischen «laganom» ab.
• Einen weiteren Hinweis für die zunehmende Bedeutung der Pasta liefert die Erwähnung eines «Korbes voller Makkaroni» in einem Testament aus dem Jahr 1279.
Geschichte der Schweizer Teigwaren
Im Jahre 1731 kaufte das Schweizer Kloster Disentis eine «torculum pro formadis maccaronibus» - eine Gewindepresse für die Herstellung von Makkaroni. 1838 entstand in Luzern die erste Schweizer Teigwarenfabrik. Die Brüder Kaspar und Balthasar Ronca wollten für die Fabrikation von Teigwaren die Wasserkraft nutzen, deshalb richteten sie ein Baugesuch für ein Wasserrad an den damaligen Kleinen Rat von Luzern. Als Gründerzeit der Schweizer Teigwarenindustrie gelten die Jahre zwischen 1838 und 1860. Mehrere Teigwarenfabriken nahmen in der Deutsch- und der Westschweiz den Betrieb auf. Interessant ist die geografische Lage der damaligen Fabriken. Die Betriebe befinden sich in der Deutsch- und in der Westschweiz. Im Tessin werden keine Teigwaren hergestellt. Es gibt keine Fabrik, die von Italienern gegründet oder geführt wird.
Teigwaren – der erste Convenience Food
Es waren jedoch Italiener, die den Schweizern im vorletzten Jahrhundert die Teigwarenkultur näher brachten. Am Bau der Schweizer Eisenbahntunnel im 19. Jahrhundert waren viele italienische Gastarbeiter beteiligt. Diese wollten nicht auf ihre gewohnte Pasta verzichten. Deshalb stieg die Nachfrage nach Teigwaren. «Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht» – in Schweizer Küchen wurden Teigwaren damals noch selten zubereitet. Die zunehmende Industrialisierung veränderte die Arbeitswelt. Frauen begannen in Spinnereien und Webereien zu arbeiten. Die Zeit für die Zubereitung von Mahlzeiten wurde knapp. Die Teigwaren kamen zur richtigen Zeit: Sie waren schnell zubereitet, schmeckten gut und passten beinahe zu jedem Gericht. Das neue Nahrungsmittel war begehrt.
Teigwarenboom
Die Zahl der Teigwarenfabriken stieg stetig an. 1920 zählte man in der Schweiz 78 Betriebe. Die damaligen kargen Transportmöglichkeiten begünstigten diese hohe Zahl lokaler Hersteller. Durch den Ausbau des Eisenbahn- und Strassennetzes verlor die lokale Fabrikation jedoch zunehmend an Bedeutung und der Import von Pasta gewann an Bedeutung. Für einen weiteren Rückgang der Hersteller sorgten die technischen Entwicklungen bei der Teigwarenherstellung und die Konzentration der Nachfrage, die durch veränderte Organisationsstrukturen bei den Lebensmitteldetaillisten entstanden war.
Gerade heute sind Teigwaren aber beliebt wie nie! So hat der Pro-Kopf-Konsum im 2005 die 10 kg-Marke überschritten. Mit 10.6 kg pro Kopf sind die Schweizer absolute Teigwarenliebhaber und haben – nach Italien – einen des höchsten Teigwarenkonsums der Welt. Wie sich die Zahlen in der Schweiz über die letzten Jahre entwickelt haben, zeigt die folgende Grafik.